Gehört Google bald das Internet?

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Noch vor wenigen Jahren war Firefox ein ernstzunehmender Konkurrent im Browsermarkt. Mit einem Marktanteil von über 30 % galt der Open-Source-Browser als Hoffnungsträger für ein freies und nutzerzentriertes Web. Heute liegt sein Anteil bei unter 3 %, während Google Chrome fast 70 % erreicht hat. Dabei ist Firefox objektiv in vielerlei Hinsicht der bessere Browser: Open Source, gemeinnützig entwickelt und mit einem klaren Fokus auf Datenschutz. Warum also verliert Firefox und gewinnt Chrome?

Symbolbild - Google übernimmt das Internet

Die Geschichte von Firefox

Als Firefox 2004 antrat, war er ein rebellischer Gegenentwurf zum damals dominanten Internet Explorer. Er gewann schnell Marktanteile, nicht zuletzt, weil er unabhängig von allen BigTech Konzernen war. Heute ist das Bild ein anderes: Chrome ist omnipräsent – und das nicht ohne Grund. Google hat es geschafft, seinen Browser in ein nahezu unverzichtbares Werkzeug für das Surfen im modernen Internet zu verwandeln. Doch diese Dominanz hat ihren Preis.

Google Chromium

Google Chrome ist kein neutraler Browser. Er dient in erster Linie dem Werbegeschäft von Google. Insofern wird Datenschutz auch eher kleingeschrieben. So musste Google kürzlich eine Klage über 5 Milliarden US-Dollar beilegen – wegen des Sammelns von Daten im Inkognitomodus. Auch Microsoft Edge verfolgt ähnliche Ziele. Firefox hingegen wird von der gemeinnützigen Mozilla Foundation entwickelt und hat den Schutz der Nutzer im Fokus – mit Funktionen wie „Enhanced Tracking Protection“ und „Total Cookie Protection“. Er blockiert Tracker, Fingerprinting und sogar Kryptomining.

Trotzdem hat Firefox Schwierigkeiten. Viele moderne Websites sind für Chromium optimiert, das von Google entwickelte Fundament von Chrome und vielen anderen Browsern. Firefox nutzt hingegen seine eigene Engine namens Gecko. Das führt dazu, dass Google-Dienste wie Docs oder YouTube in Firefox schlechter funktionieren oder langsamer laden. Technisch gesehen ist Firefox nicht schlechter, aber Google definiert inzwischen die Webstandards – und das zu seinen Gunsten.

Fast alle modernen Browser – Chrome, Edge, Opera, Brave, Vivaldi – basieren mittlerweile auf Chromium. Firefox und auch Außenseiter wie Safari müssen viel mehr Zeit und Ressourcen investieren, um mit Chromium gleichzuziehen. Google hat damit eine Infrastruktur geschaffen, die das Web nach seinen Regeln formt. Ein Beispiel: Mit der neuen „Manifest V3“-Richtlinie wird die Funktionsweise von Browser-Erweiterungen massiv eingeschränkt, besonders betroffen sind Werbeblocker wie uBlock Origin, die ja auch dem Datenschutz dienen. Offiziell dient das der Sicherheit, tatsächlich schützt es Googles Haupteinnahmequelle: Werbung. Denn Google ist kein Browserhersteller, sondern ein Werbeunternehmen – über 75 % des Umsatzes stammen aus Werbung.

Die Ironie dabei: Auch Firefox finanziert sich größtenteils über Google. So bezahlt Google jährlich Milliarden an die Mozilla Foundation, damit Google der Standardsuchmaschine im Firefox-Browser ist. Ein Deal, der nun durch das US-Justizministerium infrage gestellt wird. Das Ministerium wirft Google vor, ein illegales Monopol zu betreiben, das Wettbewerber aktiv behindert. Der Fall könnte weitreichende Folgen haben – auch für Firefox.

Hoffnung für die Unabhängigkeit

Somit wird Firefox aktuell immer wichtiger und immer mehr aufmerksame Nutzer wenden sich zu ihm zurück. Er ist eines der letzten Bollwerke gegen Googles wachsende Kontrolle über das Internet. Die Einführung von Manifest V3, zunehmende Kritik an Googles Datensammelpraktiken und technologische Fortschritte bei Firefox bieten eine Chance. Doch diese allein reicht nicht. Ohne finanzielle Unabhängigkeit könnte ausgerechnet der Versuch, Google die Stirn zu bieten, zum Verhängnis werden.

Ob Google bald das ganze Internet gehört, ist noch offen – aber Firefox erinnert daran, wie wichtig Alternativen und digitale Vielfalt sind.