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Visuelle Programmierung für alle: Wie Low-Code Unternehmen transformiert

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Die Art und Weise, wie Software entwickelt wird, hat sich in den letzten Jahrzehnten grundlegend verändert. Während früher Programmierer Zeile für Zeile Code schrieben, um komplexe Anwendungen zu erstellen, ermöglichen es Low-Code-Plattformen heute auch Nicht-Programmierern, maßgeschneiderte Softwarelösungen zu entwickeln. Dieser Paradigmenwechsel wurde durch die Einführung von Low-Code-Plattformen ausgelöst, die auf visuellen Modellen und vorgefertigten Komponenten basieren und so die Entwicklung von Anwendungen erheblich beschleunigen.

Künstlerische Darstellung eines Ablaufdiagramms

Was sind Low-Code-Plattformen? Eine visuelle Revolution in der Softwareentwicklung

Die Idee, Abläufe visuell darzustellen, ist nicht neu. UML-Diagramme beispielsweise dienen seit Jahren zur Modellierung von Software-Systemen. Low-Code-Plattformen bauen auf diesem Fundament auf und führen es konsequent weiter. Sie machen den Schritt von der Dokumentation zur direkten Umsetzung: Visuelle Modelle werden automatisch in ausführbaren Code übersetzt. Dadurch wird die Schwelle zur Softwareentwicklung deutlich abgesenkt und die Produktivität gesteigert.

Wesentliches Kennzeichen von Low-Code-Plattformen ist die grafische Programmierung, wie hier das Kochen von Spaghetti in Form eines UML-Diagramms.
Wesentliches Kennzeichen von Low-Code-Plattformen ist die grafische Programmierung, wie hier das Kochen von Spaghetti in Form eines UML-Diagramms.

Low-Code-Plattformen demokratisieren die Softwareentwicklung. Durch eine intuitive Benutzeroberfläche und vorgefertigte Komponenten können auch Mitarbeiter ohne tiefgreifende Programmierkenntnisse aktiv an der Erstellung von Anwendungen beteiligt werden. Dies ermöglicht eine engere Zusammenarbeit zwischen Fachbereichen und IT, da die Anforderungen direkt in die Anwendung umgesetzt werden können. So entstehen maßgeschneiderte Lösungen, die exakt auf die Bedürfnisse des Unternehmens zugeschnitten sind.

Geburt einer Bewegung: Low-Code in Deutschland

Erstmals offiziell geprägt wurde der Begriff „Low-Code“ im Jahr 2014 von John Rymer, einem renommierten Analysten bei Forrester Research. In seinem Artikel „New Development Platforms Emerge For Customer-Facing Applications“ beschrieb er eine neue Generation von Entwicklungsplattformen, die auf visuelle Modellierung und vorgefertigte Komponenten setzen, um die Entwicklung von Anwendungen zu beschleunigen.

Low-Code erobert Deutschland: Verband fördert Austausch und Innovation

Während der Begriff „Low-Code“ international erst seit wenigen Jahren etabliert ist, hat sich auch in Deutschland in den letzten Jahren ein wachsendes Interesse an diesen innovativen Entwicklungsplattformen gezeigt.

Ein wichtiger Meilenstein für die Low-Code-Community in Deutschland war die Gründung der Low-Code Association im Jahr 2022. Dieser herstellerneutrale Verband hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Verbreitung von Low-Code- und No-Code-Technologien in Deutschland voranzutreiben. Durch die Bündelung von Kräften aus Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung soll ein Ökosystem geschaffen werden, in dem sich Unternehmen und Entwickler austauschen und gemeinsam an der Weiterentwicklung von Low-Code-Lösungen arbeiten können.

Die Gründung der Low-Code Association ist ein Zeichen dafür, dass das Potenzial von Low-Code-Plattformen auch in Deutschland erkannt wird. Immer mehr Unternehmen, Forschungseinrichtungen, Universitäten und Verbände beschäftigen sich mit dem Thema und sehen in Low-Code einen Schlüssel zur Beschleunigung ihrer digitalen Transformation.

Low-Code-Enthusiasten treffen sich in Hannover: Erfolgsbilanz der Low-Code Days

Ein wichtiger Impuls für die Low-Code-Community in Deutschland waren die ersten Low-Code Days, die im Jahr 2023 in Hannover stattfanden. Veranstaltet von der Low-Code Association, bot diese herstellerneutrale Kongressmesse eine Plattform für den Austausch über aktuelle Entwicklungen, Best Practices und Herausforderungen im Bereich der Low-Code-Entwicklung.

Der Erfolg der ersten Veranstaltung zeigte, wie groß das Interesse an Low-Code-Plattformen in Deutschland ist. So wurde im Jahr 2024 die Low-Code Days erneut durchgeführt, diesmal vom 10. bis 11. September in den Design-Offices in Hannover.

In den Design Offices in Hannover fanden die Low-Code-Days 2024 statt.
In den Design Offices in Hannover fanden die Low-Code-Days 2024 statt.

Besonders hervorzuheben ist das Engagement der Digitalagentur Niedersachsen, einem Angebot des Niedersächsischen Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung. Im Rahmen der Low-Code Days 2024 hat die Agentur ein Positionspapier zum Thema Low-Code veröffentlicht. Dieses unterstreicht die Bedeutung von Low-Code-Technologien für die Digitalisierung in Niedersachsen und darüber hinaus.

Niedersachsen als Low-Code-Vorreiter

Niedersachsen positioniert sich als führendes Bundesland in der Förderung von Low-Code-Technologien. Durch die aktive Unterstützung und Integration dieser innovativen Entwicklungsplattformen trägt das Land maßgeblich zur Demokratisierung der Digitalisierung bei.

Low-Code macht die Entwicklung von Softwarelösungen für Unternehmen aller Größenordnungen zugänglich. Auch ohne tiefgreifende Programmierkenntnisse können Mitarbeiter aus verschiedenen Abteilungen maßgeschneiderte Anwendungen erstellen, um Geschäftsprozesse zu optimieren und die Produktivität zu steigern. Dies entlastet IT-Abteilungen erheblich und beschleunigt Entwicklungsprozesse.

Der Wangenheimpalais der Sitz des Niedersächsischen Ministeriums für Wirtschaft, Bauen, Verkehr und Digitalisierung. Dieses Ministerium hat ein Positionspapier zum Thema Low-Code veröffentlicht, was die Wichtigkeit dieser Plattformen unterstreicht.
Der Wangenheimpalais der Sitz des Niedersächsischen Ministeriums für Wirtschaft, Bauen, Verkehr und Digitalisierung. Dieses Ministerium hat ein Positionspapier zum Thema Low-Code veröffentlicht, was die Wichtigkeit dieser Plattformen unterstreicht.

Die Möglichkeit, dass Citizen Developer einfache, aber effektive Anwendungen entwickeln, eröffnet neue Wege der Innovation. Unternehmen können so schneller auf sich verändernde Marktbedingungen reagieren und ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken.

Allerdings ist für eine erfolgreiche Umsetzung von Low-Code eine gezielte Weiterbildung der Mitarbeiter unerlässlich. Durch geeignete Schulungsmaßnahmen können Unternehmen sicherstellen, dass ihre Beschäftigten die volle Bandbreite der Möglichkeiten von Low-Code ausschöpfen und relevante Mehrwerte schaffen.

Eine strukturierte Zusammenarbeit zwischen Citizen Developern und erfahrenen Business Developern ist dabei von entscheidender Bedeutung. Durch diesen gemeinsamen Ansatz können Unternehmen ihre Digitalisierungsprozesse gezielt vorantreiben und die Vorteile von Low-Code optimal nutzen.

Ein Citizen Developer ist ein Mitarbeiter in einem Unternehmen, der keine formale Ausbildung als Softwareentwickler hat, aber dennoch in der Lage ist, eigene IT-Anwendungen zu erstellen. Der Begriff „Citizen“ (Bürger) unterstreicht, dass es sich um Mitarbeiter handelt, die nicht zur IT-Abteilung gehören, aber dennoch aktiv an der Gestaltung digitaler Lösungen beteiligt sind.
Ein Citizen Developer ist ein Mitarbeiter in einem Unternehmen, der keine formale Ausbildung als Softwareentwickler hat, aber dennoch in der Lage ist, eigene IT-Anwendungen zu erstellen. Der Begriff „Citizen“ (Bürger) unterstreicht, dass es sich um Mitarbeiter handelt, die nicht zur IT-Abteilung gehören, aber dennoch aktiv an der Gestaltung digitaler Lösungen beteiligt sind.

Ziel und Nutzen von Low-Code-Programmierung

Programmieren für Jedermann

Die Softwareentwicklung war lange Zeit ein Handwerk, das spezielle Fähigkeiten und tiefgreifende Kenntnisse erforderte. Mit dem Aufkommen von Low-Code-Plattformen erleben wir einen Paradigmenwechsel: Die Industrialisierung der Softwareentwicklung.

Durch die intuitive Benutzeroberfläche und die visuelle Programmierung machen Low-Code-Plattformen die Entwicklung von Softwarelösungen für einen viel breiteren Kreis von Menschen zugänglich. Selbst Personen mit wenig IT-Verständnis können komplexe Prozesse modellieren und automatisieren. Die visuelle Darstellung der Abläufe macht Zusammenhänge transparent und erleichtert das Verständnis.

Die Lernkurve für Low-Code ist deutlich flacher als bei traditionellen, textbasierten Programmiersprachen. Dadurch können Mitarbeiter aus verschiedenen Bereichen schneller produktiv werden und ihre Ideen in Software umsetzen.

Ein entscheidender Vorteil von Low-Code liegt darin, dass es das Problem des Mangels an IT-Experten lindert. Unternehmen können ihre Digitalisierungsprojekte beschleunigen, ohne auf externe Entwickler angewiesen zu sein. Citizen Developer, also Mitarbeiter ohne formale IT-Ausbildung, können aktiv an der Entwicklung von Lösungen beteiligt werden und so die Innovationskraft des Unternehmens stärken.

Befreiung von der Entwicklerabhängigkeit

Viele Unternehmen und öffentliche Verwaltungen setzen auf Jahrzehnte alte Softwarelösungen, deren Anpassung oft mit erheblichem Aufwand verbunden ist. Die Abhängigkeit von IT-Abteilungen bei der Umsetzung von Änderungen ist groß und verlangsamt die Prozesse.

Low-Code-Plattformen bieten hier eine innovative Lösung. Durch ihre intuitive Benutzeroberfläche und die visuelle Programmierung können auch Mitarbeiter ohne tiefgreifende Programmierkenntnisse Änderungen an bestehenden Anwendungen vornehmen. Dies ermöglicht eine deutlich schnellere Anpassung an sich ändernde Anforderungen, ohne dass aufwendige Kommunikationswege über die IT-Abteilung beschritten werden müssen.

Low-Code als Gegenmittel gegen Schatten-IT

Schatten-IT, also die Nutzung von IT-Systemen und -Diensten ohne Wissen oder Zustimmung der IT-Abteilung, ist ein weitverbreitetes Phänomen in Unternehmen. Häufig entsteht sie aus der Frustration über langwierige IT-Prozesse und den Wunsch nach schnellen Lösungen. Doch Schatten-IT birgt erhebliche Risiken:

  • Datensicherheit: Ohne zentrale Kontrolle sind Daten oft nicht ausreichend geschützt.
  • Integrität: Die Qualität und Konsistenz der Daten kann nicht gewährleistet werden.
  • Kompatibilität: Schatten-IT-Systeme können mit bestehenden IT-Landschaften kollidieren.

Low-Code-Plattformen bieten eine elegante Lösung für dieses Problem. Indem sie es Fachbereichen ermöglichen, ihre eigenen Anwendungen zu entwickeln, wird die Notwendigkeit für Schatten-IT verringert. Durch die zentrale Verwaltung und Kontrolle der Low-Code-Plattform können Unternehmen die Risiken der Schatten-IT minimieren und gleichzeitig die Agilität steigern.

Die Vorteile von Low-Code im Kampf gegen Schatten-IT sind vielfältig:

  • Legitimation: Durch die offizielle Bereitstellung einer Low-Code-Plattform wird die Entwicklung von Anwendungen legitimiert.
  • Kontrolle: Die IT-Abteilung behält die Kontrolle über die Daten und die Sicherheit der Anwendungen.
  • Integration: Low-Code-Anwendungen können nahtlos in die bestehende IT-Landschaft integriert werden.
  • Governance: Es können klare Richtlinien und Governance-Modelle für die Entwicklung von Anwendungen definiert werden.
  • Indem Unternehmen auf Low-Code setzen, können sie Schatten-IT nicht nur reduzieren, sondern auch die Zusammenarbeit zwischen IT und Fachbereichen fördern und die digitale Transformation beschleunigen.

    Die heilige Dreifaltigkeit der Digitalisierung: KI, Low-Code und Integration

    Wenn von den treibenden Kräften der digitalen Transformation die Rede ist, steht oft die künstliche Intelligenz im Rampenlicht. Zu Recht, denn KI-basierte Anwendungen revolutionieren zahlreiche Branchen. Doch die Digitalisierung ist ein komplexes Gebilde, das auf mehreren Säulen ruht. Neben der KI sind es insbesondere Low-Code und Integration, die eine entscheidende Rolle spielen.

    Während die künstliche Intelligenz dazu dient, Prozesse und Abläufe zu analysieren und zu optimieren, indem sie intelligente Vorschläge generiert, kommt Low-Code ins Spiel, um diese optimierten Prozesse in konkrete Softwarelösungen umzusetzen. Low-Code-Plattformen ermöglichen es, Anwendungen schnell und effizient zu entwickeln, ohne dass tiefgreifende Programmierkenntnisse erforderlich sind.

    Die dritte Säule, die Integration, sorgt dafür, dass diese neu entwickelten Anwendungen nahtlos in die bestehende IT-Landschaft eingebunden werden. Cloud-Systeme, Staging- und Produktivumgebungen müssen miteinander verzahnt werden, um einen reibungslosen Betrieb zu gewährleisten.

    Zusammengefasst:

    • Künstliche Intelligenz: Generiert intelligente Vorschläge zur Prozessoptimierung.
    • Low-Code: Setzt diese Vorschläge in Software um.
    • Integration: Verbindet die neuen Lösungen mit der bestehenden IT-Landschaft.

    Diese drei Säulen bilden eine leistungsstarke Kombination, die Unternehmen dabei unterstützt, ihre digitale Transformation voranzutreiben und wettbewerbsfähig zu bleiben. Während die künstliche Intelligenz die strategische Richtung vorgibt und Low-Code die schnelle Umsetzung ermöglicht, sorgt die Integration für eine nahtlose Integration in die bestehende IT-Infrastruktur.